Biofeedback & Neurofeedback
Biofeedback und Neurofeedback basieren auf der „biologischen Rückmeldung“ körperlicher Prozesse, die wir üblicherweise bewusst nicht wahrnehmen können. Beide werden in meinen Trainingsangeboten durch ein modernes klinisches Messgerät (CE-zertifizierte Messgerät) gut dargestellt. Werte wie Hautleitwert, Hauttemperatur, Pulsfrequenz, Atem, Herzratenvariabilität, Muskelaktivität, Gehirnwellen können abgeleitet werden. Neurofeedback ist ein Unterbegriff von Biofeedback und misst die Gehirnwellen. In individuellen Einheiten können diese Prozesse teilweise willentlich beeinflusst werden und sind sofort am Bildschirm sichtbar.
Biofeedback ist eine Möglichkeit der Visualisierung, wie physiologische Aktivitäten beeinflusst werden können, um im nächsten Schritt dieses Wissen je nach Zielsetzung und Bedürfnis in den Alltag mitzunehmen. Dieses Sichtbarmachen von Informationen in Verbindung mit einem Richtungswechsel im Denken, in der Gefühlswelt und der Bewegung unterstützt gewünschte physiologische Veränderungen.
Schulung der Körperwahrnehmung
Unser Köper übermittelt ständig eine Fülle an Informationen von außen und innen über Empfindungen, Gefühlen und kognitiven Abläufen. Je mehr wir uns dieser inneren Prozesse bewusstwerden, desto einfacher gelingt es die eigene Körpersprache zu verstehen. Wir kommen besser in Kontakt mit uns und auch mit anderen. Das ist eine gute Basis für sinnvolle Entscheidungen und einem gelingenden Miteinander.
Wenn wir unsere eigenen Ressourcen und eigene Physiologie kennen und verstehen können wir unsere Gesundheit, Belastbarkeit, Leistung und Lebensqualität in sehr vielen Lebensphasen zu einem großen Teil beeinflussen.
Unser Körper als Ganzes ist ein wesentlicher Teil jedes mentalen und auch sozialen Prozesses. Körperhaltungen, Muskelspannungen und der Atem sind integrale Teile unserer Affekt- und Beziehungsregulation. Mentales, soziales und körperliches Ungleichgewicht kommen oft zusammen. Kleine Interventionen auf der Körperebene können wesentliche Veränderungsprozesse in Gang setzen. Vor allem geht es darum, dass wir nicht gegen sondern mit unserem Körper kommunizieren und trainieren. Das ist über den Verstand nicht umsetzbar, denken ist zu wenig und reden auch.
Biofeedback ist Supervision der besonderen Art
Biofeedback gewinnt nicht nur im klinischen Bereich an Bedeutung. Wissenschaftlich wirksam unterstützt es eine Behandlung bei sehr vielen Krankheiten und Störungen.
Wirksam und spezifisch belegt ist dieses Verfahren bei ADHS, der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. John J. Ratey und Ed Hallowell, als Wissenschaftler selbst ein „Betroffener“ zeigen die Macht von ADHS im Leben so vieler Menschen auf. Betroffene machen sehr viel Leid und Schmerz durch. Offiziell sind ca. 5 % der Weltbevölkerung an ADHS „erkrankt“. Die Dunkelziffer, so Ratey , ist jedoch viel höher. Er nennt den Mangel an Fachkräften, die wissen, wie man ADHS diagnostiziert als einen Grund. Daraus lässt sich ableiten, dass sehr viele Betroffenen die Informationen darüber fehlen, wieso man sich nicht mehr konzentrieren kann, vergesslich ist, „schusselig“ ist und sich „unpassend und nicht normal“ verhält. Der Alltag wird mühsamer und vieles bleibt unerledigt, weil wir ständig geistig abdriften und im „Irgendwo“ verweilen. Neben der klinischen Diagnose ADHS leben immer mehr Menschen mit ähnlichen Anzeichen. Eine neue Bezeichnung für eine umweltbedingte Überreizung unseres Systems lautet VAST. Variable Attention Stimulus Trait (VAST), ebenfalls ein Begriff von John Ratey und Ed Hallowell. VAST ist ein Merkmal und es gibt eindeutige Überschneidungen mit Symptomen von ADHS.
Mehr und mehr wird diese Methode im Sport, Einzelcoaching, Gruppencoaching angewandt. Trainiert wird im Bereich High-Performance-Training und Stressmanagement, sowie auch in der betrieblichen Gesundheitsförderung und im schulischen Bereich.
Das betrifft die Themenkategorien:
- Prävention und Gesundheitsförderung
- Peak Performance
- Psychoedukation
- Wellness
Im Sport ist der professionelle Blick eines Trainers/Coaches von außen notwendig, um Bewegungsmuster zu analysieren und zu korrigieren. Im beruflichen Kontext nutzen wir die Supervision zur Reflexion und Entwicklung.
Beim Biofeedbacktraining bekommen wir alles „selbstgemacht“. Wir beobachten uns selbst und werden nicht behandelt.
Jeder Mensch hat ein eigenes Biofeedback-System so wie jeder Mensch ein einzigartiges Gehirn hat. Direktes Feedback hilft aktiv Veränderung zu gestalten und zu erleben und ist ein großer Teil des Trainings- und Lernerfolges. Im Vordergrund stehen das Spielerische und der sanfte Umgang mit Gedanken, Gefühlen und Handlungen.
Supervision ist wie Mediation kein Mittel, dass allein für sich wirkt und Lösungen bringt. Die Umsetzung liegt in eigener Verantwortung. Diese Art der Selbstbeobachtung führt zu einer konzentrierten Aufmerksamkeit und Selbstbesinnung. Die Klarheit, die man dadurch gewinnt, hilft dabei, um ungewünschte, ungesunde Verhaltensmuster zu erkennen und ein mehr an Souveränität zu fühlen.
Gemessen werden:
- Hautleitwert
- Hauttemperatur
- Atemfrequenz und Atmungstiefe
- Puls und Herzratenvariabilität (HRV)
- Muskelspannungen
Fühlen Atmen Handeln
Das Atmen hat einen sehr großen Einfluss auf unsere Gesundheit und bestimmt zu einem großen Teil wie wir durch unser Leben gehen. Psychische und physische Prozesse verändern in hohem Ausmaß das Atemverhalten.
Es ist einer der autonomen Prozesse und auch eine Funktion, die wir im Training mit achtsamkeitsbasierten Methoden gut beobachten und beeinflussen können. Atmen in einem angepassten Rhythmus ist die einfachste und schnellste Möglichkeit sich auf die jeweilige Situation einzustellen. Atmung und Herzschlag gehören zusammen. Mit jedem Einatmen aktivieren wir und erhöhen die Herzrate. Beim Ausatmen ist der Parasympathikus aktiv und die Herzrate sinkt. Mit jedem Atemzug trainieren wir den Wechsel zwischen Sympathikus- und Parasympathikus Aktivität. Ein flexibles Pendeln in verschiedenen Zuständen je nach Anforderung deutet auf eine hohe HRV.
Die HRV wird in der Literatur auch als Spiegelbild unseres Nervensystems bezeichnet und spiegelt dessen Gleichgewicht oder auch Ungleichgewicht.
Die Polyvagaltheorie im Trainings- und Mediationsalltag
Unser autonomes Nervensystem wacht ständig über uns und steuert alle unwillkürlich ablaufenden, automatischen Funktionen wie Herzschlag, Atmung, die Höhe des Blutdrucks und des Pulses, die Schweißsekretion, die Verdauung und Blasentätigkeit.
Auch teilt es uns mit, wie „sicher“ wir momentan sind und beeinflusst die soziale Beziehungskommunikation und das Gefühl der Verbundenheit.
Die Polyvagal-Theorie, entwickelt in den 1970ern und 1980ern von Dr. Stephen Porges, wirft einen anderen Blick auf unsere Vegetatives Nervensystem. Die gängigen Stresstheorien erklären das Parasympathische Nervensystem für Entspannung und Ruhe und das Sympathische Nervensystem für Aktivität und Stress. Bei einem Zuviel an sympathischen Reaktionen haben wir „Stress“ mit all seinen Auswirkungen.
Die Polyvagaltheorie unterteilt das System nach seiner Entwicklung in den dorsal-vagalen Zustand, den sympathischen Zustand und den ventral-vagalen Zustand. Demnach ist der Vagus, unser X. Gehirnnerv im parasympathischen Nervensystem, zweigeteilt. Die Theorie dahinter beschreibt unter anderem drei autonome Komplexe und deren Hierarchiereaktionen. Wir befinden uns je nach Situation und Anforderung in einem ständigen Wechsel zwischen Aktivität und Erholung. In einem guten Gleichgewicht befinden wir uns, wenn wir immer wieder in der Lage sind zu pendeln und in den sicheren Bereich zu gelangen. Alle Systeme haben positive Funktionen, die jedoch bei einer Hochregulierung zu einem Ungleichgewicht führen können. Vor allem dann, wenn wir „steckenbleiben“ darin. Herauszufinden in welchem Modus ich mich befinde unterstützt die Trainingsgestaltung und kann mit Biofeedback gut beobachtet werden.
Achtsames Wahrnehmen und wertfreies Beobachten
Diese Art der Selbstbeobachtung führt zu einer konzentrierten Aufmerksamkeit und Selbstbesinnung. Die Klarheit, die man dadurch gewinnt, hilft dabei, Gefühle, Gedanken und Empfindungen im gegenwärtigen Moment wahrzunehmen und darauf zu achten. Vor allem bedeutet Achtsamkeitstraining ein nicht wertendes und auf den gegenwärtigen Moment fokussiertes Training. So wie Jon Kabat- Zinn es ausdrückt den eigenen Körper und Geist auf liebevolle, offene und freundliche Weise zum Freund machen ist nicht nur eine „moderne Idee „. Es ist eine anspruchsvolle Praxis, die ein gezieltes Training der eigenen Aufmerksamkeit bedeutet.
Unterschiede erkennen
Biofeedback unterstützt das Erkennen von Unterschieden in körperlichen Reaktionen. Welche Veränderungen ergeben sich im Training bei akutem Stress, wie reagiert meine Haut, mein Puls, meine Muskeln? Welchen Zustand brauche ich im jeweiligen Kontext und wie kann ich wieder dorthin gelangen. Es ist ein großer Unterschied, welche Energien mich unterstützen kurz vor einem Wettkampf oder kurz vorm Einschlafen. Oft sind es nur Feinheiten von Unterschieden die Großes bewirken.
Auch die Kombination mit verschiedenen Methoden unterstützt eine der Stärken des Biofeedbacks und Neurofeedbacks.
Autogenes Training, Qigong, Meditation, Progressive Muskelrelaxation können auf die Wirkung überprüft werden.
Kenneth Cohen vergleicht „Qigong“ mit dem westlichen Biofeedback, welches die hier angesprochenen Methoden verbindet. Das Gemeinsame ist ein systematisches Training der psychophysiologischen Selbststeuerung.
Das Verbindende ist die Reaktion, die bei allen Verfahren auftritt. Jede körperlich orientierte Methode hat eine mentale Wirkung und jede mentale Methode wirkt körperlich. Diese unmittelbare Rückmeldung welchen Einfluss die eigene Veränderung von Verhalten und Denkmustern in uns bewirkt führt zu Selbstregulation und dem Erleben von Selbstwirksamkeit. Sehr oft verbunden mit einem AHA-Erlebnis seiner Selbstwahrnehmung.
Es sind Verfahren, die in Kombination mit mentalen und körperlichen Trainingsmethoden ideal passen. Jedes Training im Bereich Erholung und Regeneration und auch Aktivierung und Leistungssteigerung hat einen ganzheitlichen Ansatz.
Messergebnisse sind wie Befunde Anhaltspunkte und ein wichtiger Schritt hin zur Verständnisbildung. Befinden und Befunde passen nicht immer zusammen. Vor allem ist das Erkennen von Unterschieden im Vordergrund. Diese Unterschiedsbildungen im jeweiligen Kontext fördern die Aufmerksamkeitslenkung und Konzentration persönlicher Kompetenzen und Ressourcen.
Gerätetraining einmal anders
Abseits von Leistungsdruck und Auspowern bieten Biofeedback und Neurofeedback eine Möglichkeit sich auf effektive und sehr einfache Weise Gutes zu tun. Je mehr man über sich selbst und die Funktionsmuster des
eigenen Körpers und Gehirns weiß, desto besser
gelingen Selbstregulation und Selbstheilung.
Ziel ist es zur Ruhe zu kommen und das Wichtigste zu trainieren. Die Umschaltung von einem übererregten System in ein sicheres Neurovegetatives Nervensystem.
Ein guter Beginn für mehr …..
Und trotz allem…….
Biofeedback und Neurofeedback wird ein lebendiges und achtsames Miteinander nicht ersetzen.
„Dein Gegenüber abholen, dort wo er ist“ war und ist ein Standardleitsatz in sehr vielen körperbetonten Ausbildungen. Den Körper dort abholen, wo er ist und mit angepassten Übungen in einen Zustand von Sicherheit, Vertrauen und Wohlbefinden zu gelangen, kann mit Biofeedback und Neurofeedback beobachtet werden. Die Wechselwirkung zwischen Körperzuständen und mentalen Zuständen beeinflussen sich gegenseitig. Unsere Körpersprache und Körperhaltung spiegeln die mentale Verfassung.
Jeder Mensch hat eigene Verträglichkeiten und Vorlieben und vor allem sein eigenes Kontrollsystem. Für einen nachhaltigen Erfolg ist eine individuelle und angepasste Trainingsgestaltung für eine Veränderung bedeutsam.
Trainingssteuerung ist in jedem Lebensalter und allen Lebensabschnittsphasen möglich und sinnvoll. So wie sich Umstände, Lebensabschnitte und eben auch das Alter verändert, verändert sich der Bedarf an Trainingsroutinen.
Biofeedback-Therapeuten Datenbank