Regeneration
Regeneration und die Macht der Pause
Aktivität und Anspannung sind Verhaltensmuster und eine evolutionsbiologische Reaktion, die uns helfen voller Energie zu sein. Diese Art von Aktivierung ermöglicht uns körperliche und mentale Leistungen zu erbringen und diese auch zu steigern. Erholung und Gelöstheit gehören ebenso zu einem normalen, biologischen Reaktionsmuster. Doch das heutige Leben mit beruflichen, privaten und persönlichen Belastungen – mehr jedoch mit den eigenen individuellen Stressoren von außen und innen bringen uns manchmal an unsere Grenzen.
Wenn das Verhältnis zwischen Aktivität und Erholung nicht im Einklang sind und kein harmonischer Ausgleich passiert sind die Auswirkungen zwar nicht immer sofort spürbar jedoch vorhanden.
Im Leistungssport ist Regeneration längst ein eigener Trainingsbaustein und maßgebend für den Trainingsfortschritt und die Bewältigung der Trainings- und Wettkampfreize. Die Gestaltung dieser Phase ist sehr individuell und hängt nicht nur von der Art der Belastung ab. Viele Faktoren spielen hier eine Rolle, um Erholung und Regeneration wirkungsvoll und sinnvoll zu erfahren.
So sind auch im Privat- und Arbeitsleben nicht die vielen Überstunden und Belastungen für Reaktionen verantwortlich, sondern die fehlenden oder nicht wirksamen Pausen und Erholungsmomente.
Ein Dauerzustand im Überlebensmodus ohne ausreichende Regeneration in einem sicheren Zustand kann mögliche Auslöser für sehr viele Reaktionen des Körpers sein u.a.:
- Beschleunigung/Verringerung des Stoffwechsels
- Erhöhung/Verlangsamung des Pulses
- Anstieg/ Abfall des Blutdruckes
- Anstieg/Verringerung der Atemfrequenz
- Erhöhung/Verminderung der Muskelspannung
Vermehrte/Verringerte Ausschüttung des Hormones Kortisol ins Blut
Britische Wissenschaftler ermittelten in einer Studie einen Zusammenhang mit der Lebenszufriedenheit einer Person und drei wichtigen biologischen Markern, nämlich Pulsrate, Plasmafibrinogenspiegel und dem Kortisolgehalt im Blut.
Kortisol gilt als Entzündungsmarker und wird u.a. mit Diabetes, kardiovaskulären Erkrankungen und Asthma in Zusammenhang gebracht. Chronische Überlastung wirkt sich auf die Lebenszufriedenheit aus und bewirkt eine Veränderung der Organe. Herbert Benson hat dies in den 1970er Jahren nachgewiesen und einen Zusammenhang zwischen verringerter HRV (Herzratenvariabilität) und Befinden wissenschaftlich nachgewiesen. In seinem Buch „The Wellness Book“ wird beschrieben, dass nicht nur Erbanlagen und Messdaten wie Cholesterinwerte und Blutdruck den allgemeinen Gesundheitszustand beeinflussen. Lebensgewohnheiten, Lebensform, unser emotionaler Zustand, unser soziales Umfeld und soziales Netz wirken in und um uns. Ansätze daraus stammen aus Kulturen, die schon in ihrer eigenen Art und Weise seit Jahrtausenden Regulierungselemente eingesetzt haben.
Traditionelle östliche Weisheiten wie die Chinesischen Medizin, belegen die bereits seit Jahrtausenden bekannte Einigkeit von Körper-Seele-Geist und werden in zunehmenden Maßen auch von unserer modernen westlichen Medizin und Psychologie angewandt und verbreitet. Die TCM mit dem Konzept von YIN und Yang beschreibt neben anderen Prinzipien den pathologischen Zusammenhang von körperlichem und mentalem Gleichgewicht. Fülle/Mangel Zustände der chinesischen Organe und physiologische Vorgänge beeinflussen sich gegenseitig. Dieses medizinische System stellt die Gesundheit in den Mittelpunkt und erkannte Zusammenhänge ohne modernster Gerätemessung.
Regeneration ist eine Grundvoraussetzung, um die Gedanken zu ordnen, und mit dieser Kraft Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen und das Nervensystem zu regulieren. Der Zustand unseres Nervensystems ist auch verantwortlich, wie wir in zwischenmenschlichen Beziehungen reagieren. Unsere Aufmerksamkeit und Emotionen haben hier einen großen Einfluss auf das soziale Miteinander.
Die Methoden und Techniken sind sehr unterschiedlich, jedoch haben alle gemeinsam eine Entspannungsreaktion auf biologisch-physiologischer, psychologischer und sozialer Ebene.
Mentale Veränderungen:
- Gelassenheit und Sicherheit, eine Reduktion der Angst-Erregungszustände
- Mentale Klarheit und Frische
- Schmerzreduktion und die Erkenntnis „Ich bin nicht mein Schmerz“
- Zunahme der Konzentrationsfähigkeit
- Förderung der Bewusstheit für das Selbst
- Resilienz und ein „Mehr“ an Selbstschutz
- Empowerment und Selbstbestimmung
Körperliche Veränderung in der Regulierung von:
- Muskeltonus
- Hauterwärmung
- Pulsfrequenz
- Atemfrequenz
- Hautleitfähigheit
- Herzfrequenz und HRV
- Steigerung der Gehirndurchblutung
Während Stressreaktionen meist unwillkürlich auftreten, können Entspannungsreaktionen bewusst herbeigeführt werden. Dazu gehören wiederholtes Üben und die innere Bereitschaft, dies auch zu wollen. Welche Technik gerade in dem Moment passt oder welche Methode individuell wirksam ist, kann durch Kennenlernen und Überprüfen herausgefunden werden. Somit entdeckt jeder für sich seine eigenen Möglichkeiten, und kann diese Strategien auch im Alltag wirksam und effektvoll einsetzen und leben. Dann sind die verschiedensten Verfahren, wie Qigong, mentale Achtsamkeits- und Konzentrationstechniken, die „Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion“ (MBSR) nach Jon Kabat Zinn, Mediation in all seinen Varianten, achtsamkeitsbasierte Körperübungen, Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Yoga, um nur einige zu nennen, nicht nur Techniken, sondern liebgewonnene Lebenseinstellungen und Haltungen.